Einloggen Registrieren
- no title specified

Kurz und Knapp:

1463
Erste urkundliche Erwähnung des Ortes als Trawnitz, 1574 auch als Tranitz. Die Besiedlung reicht bis 8.000 v.Chr. zurück.

1652
Tranitz zählt etwa 80 Einwohner. Sorbische / wendische Familiennamen sind Kapka, Groch und Liegowa

von 1897 bis 1930
werden 124 Hochwasser registriert.

um 1900
Einstellung wendischer Gottesdienste im Kirchspiel Groß Lieskow; der Übergang zur deutschen Einsprachigkeit beschleunigt sich.

1910
das Dorf hat 227 Einwohner

1938
Gründung der Feuerwehr

1945
Kriegsschäden an der Mühle und an den Gehöften u.a. bei Bogh, Kockott, Liebow und Piater. Ende des Krieges hat das Dorf 271 Einwohner.

1956
Die Domowina fördert die Pflege sorbischer Bräuche.

1964/68
Erste geologische Erkundungen; Beginn der Grundwasserabsenkung zur Trockenlegung der Kohleflöze

1982
Auflösung der Gemeinde Tranitz, Kreis Cottbus. Einige Tranitzer siedelten nach Cottbus um, die meisten jedoch ins nahegelegene Dissenchen oder nach Merzdorf.

1983
Tranitz wird offiziell in Dissenchen eingemeindet, welches dann wiederum 1993 nach Cottbus eingemeindet wird. Für eine genauere Darstellung der Zugehörigkeit klicken Sie hierGeschichtliche Entwicklung

 

Zur ur – und frühgeschichtlichen Besiedlung in der Gemarkung Tranitz.

Früheste Besiedlungsspuren gehen nachweisbar bis in die mittlere Steinzeit -8000 – 3000 v.u.Z zurück. In der mittleren Bronzezeit 1500 – 1200 v.u.Z setzte dann eine umfassende Besiedlung der Lausitz – Gemarkung Tranitz ein. Obwohl karger Sandboden die Landschaft prägte, erfolgte zunehmend landwirtschaftliche Nutzung. Die sandigen Hochflächen die bis zuletzt mit Kiefernheide bewachsen waren, waren für den Ackerbau wenig geeignet.

Brandenburger – Märkische Heide

Erste, urkundlich belegbare, Nachrichten stammen aus 1463. In der weiteren Zeit wechselte die territoriale Zugehörigkeit zwischen Brandenburg und Sachsen. (Zu Sachsen nur von 1806 bis 1815). Ab 1445;  1455 gehörte Tranitz zu Brandenburg, zur Herrschaft Cottbus.

Archäologische Funde aus der mittleren Bronzezeit belegen die Besiedlung. Bei Bauarbeiten, zufällig gefundene Urnengräber, weisen darauf hin. Weitere Funde im Zusammenhang, mit der Erschließung des Tagebaus, belegen die Existenz von germanischen Siedlungen. Ein Münzfund 1915 in Groß – Lieskow belegt die Besiedlung auch durch Slawen in der Zeit von 1156 – 1190. In der weiteren Folge siedelte, sich verstärkt, der niedere deutsche Adel an. Baute sich Herrensitze und befestigte Anlagen und Schlösser.

Blaugraue Scherben, gefunden im Tranitzer Schlossgraben, weisen auf die Existenz schon im 13ten Jahrhundert hin. Durch Forschungen, die seit 1982 durchgeführt werden, soll die Entstehung der Schlossanlage, bis zur Fertigstellung 1809, dokumentiert werden.

 

Die wechselvolle Geschichte des Tranitzer Gutes und seiner Besitzer.

Wissenswertes über das Gutshaus und den umgebenden Park.

Der Herrensitz war ein eingeschossiges Gebäude mit Kellergeschoss und Satteldach. Die Tür war zwischen flachen Piastern angeordnet, darüber ein gebrochener Segmentbogen. Am Giebel befand sich ein Allianz wappen mit der Inschrift „Anton von Pannewitz“.Dorothee Lewine von Schlabrendorf. Seiner Königlichen Majestät von Preußen bestallter Generalwachmeister und Gouverneur der Veste Peitz Ao. 1704. Einige Räume enthielten großzügige Stuckrahmung, das Gebäude eine Freitreppe. Es war umgeben von einem kleinen ländlichen Park.

Die Gutsbesitzer waren 

1463: Sigismund von Zabelitz

1605: Wichmann von Winterfeld 

1619: Herr von Köckritz

1646: Elisabeth von Pfühl – Schwester des Herrn von Köckritz

1652: Tranitz geht an die Kreditgeber über

1676: Kaiserlicher Rat Balzer von Peitz und Güldenstein 

1683: Hans Adolf von Bischofshausen

1689: erneut - Familie von Pfühl

1696: Anton von Pannwitz

1809: Gottfried August von Schöning

26.11.1802: Gründung einer Stiftung unter Verwaltung eines Kurators.

 

Entstehung des Namens:                                                             

1463:Trawnitz, 1536:Thraunitz, 1574/76:Tranitz, 1761:Tschwaniza, 1843:Tšawnica

 

Soziale Gliederung im Feudalismus:

Die ländliche Bevölkerung - Bauern, gliederte sich in:

Hüfner: hatten eigenes Land (Hufen) unterschiedlicher Größe. z.B. ½, ¼, usw. Hufen. Die zu leistende Zwangsabgabe entsprach der Flächengröße.

Kossäten oder Gärtner: Kleinbesitzer (Gartenland) ohne Anteil am Ackerland. Ihr Haupterwerb war jedoch das Handwerk.

Büdner:  Tagelöhner oder Knecht - Bauern ohne Land, aber mit eigenem Haus 

Ortsgeschichte:    Sozial und territorial

Flaches Land, karge Böden – Märkische Heide – Kiefernwald, weide und hüte Flächen, prägten die Landschaft, durchzogen von einem Fliess. Es war die Grundlage für die Entwicklung einer Teichlandschaft. Diese wurde im 16. Jh, durch die Rittergutsbesitzer, auf eine Größe von 150ha, erweitert. Fischzucht wurde zur Hauberwerbsquelle. Ende 1890 und 1920 wurden, zur Erhaltung, weitere Arbeiten durchgeführt. Auf Grund der kargen Böden entwickelte sich die Schafzucht, die Fleisch und Wolle bescherte. Die Ansiedlung war umgeben von Wasser, Wald und Wiese. Also Voraussetzungen für jagdbares Wild. Dieses war ebenso Ernährungsgrundlage wie Fische, Pilze und Beeren, die im Moorgebiet des Rossow, prächtig gediehen. Später wuchs dort auch ein hervorragender Fichtenbestand. Für diese Flur, von 676 Morgen, gab es sehr viele Interessenten. Bei einer Aufteilung 1858 erhielt Tranitz, mit 302 Morgen, den größten Anteil. Mit beworben hatte sich auch Fürst Pückler von Muskau – Branitz. Dieses Naturreservat entwickelte sich dann, zum Ausflugsziel für Groß- und Klein, aus Stadt und Land. Hier fuhr man ins Grüne und erholte sich. Diese über viele Jahre entstandene Idylle wurde zerstört. Krieg durchzog das Land. Zerstörte friedliches Leben und bescherte unsagbares Leid,  Not und Elend. Doch die Zeit bleibt nicht stehen, sie fließt wie das Wasser im Bach, unaufhörlich weiter. Wer leben wollte musste neu anfangen.

In der sow. besetzten Zone wurde ein totaler Neuanfang gewagt.

 

Aufbau des Sozialismus.

Großgrundbesitzer wurden enteignet, und 1945 die Bodenreform durchgeführt. Eigener Grund und Boden, ein jahrhunderte alter Traum, wurde wahr. Durch fleißige Hände Arbeit entstand allmählich geringer Wohlstand. Doch geschah es auch, dass die Bauern um die Früchte ihrer Arbeit gebracht wurden. Hochwasser, Sturm und Dürre schmälerten die Ernten. Im Zuge der Umgestaltung zur kollektiven Landwirtschaft bildeten sich dann, ab 1956, unter politischem Druck, Genossenschaften. Am 24. März 1960 traten dann die letzten Bauern der Genossenschaft bei. Diese bestand dann bis zur Auflösung 1982. Es wurde aber nicht nur die LPG aufgelöst. Auch das Dorf musste weichen. 171 Einwohner zogen weg. Als letzter verließ die Familie Kotzur, im Mai  1983, die dann schon unwirtliche Geisterstätte. Es gab schon lange kein Wasser mehr, und als auch der Strom wurde abgeschaltet wurde, machte auch der Letzte die Türe zu.

 

Bevölkerungsentwicklung:

Jahr                  Einwohner       davon Sorben

1850                    229                      206

1867                    253                      197

1880                    250                      230

1900                    235                      138

1931                    250                      230

1982                    171               eine getrennte Zählung gab es nicht             

 

Die Zeit danach

Der Tagebau wurde erschlossen und ausgekohlt. Darauf folgte die Renaturierung durch die LMBV. Durch Aufforstung entstand wieder Natur. Es wuchs der Wald. Zur Erinnerung an den verschwundenen Ort wurde dann, im September 2001, durch das Energieunternehmen Vattenfall, ortsgenau, ein Biotop errichtet und ein Gedenkstein eingeweiht. Dazu waren ehemalige Einwohner des Dorfes eingeladen. Bei Kaffe und Kuchen wurden dann Erinnerungen ausgetauscht und der „schönen alten Zeit“ gedacht.

Dann war verhaltene Ruhe bis zum Frühjahr 2010, 28 Jahre nach dem Aus! als von der Domowina eine Feierstunde, im Rahmen der verschwundenen Dörfer, organisiert und durchgeführt wurde. Das Gelände wurde festlich gestaltet, eine Erinnerungstafel und ein weiterer größerer Gedenkstein gesetzt, und wie 2001 auch, gesegnet. Wie erhofft kamen viele Besucher und ehemalige Tranitzer, sogar mehr als erwartet. Sie kamen von nah und fern, und erinnerten sich mit Wehmut an ihre Heimat. Als Abschluss der gelungenen Veranstaltung gab es Kaffe und Kuchen für alle, in der Bauernstube in Heinersbrück.

Nun gilt es diesen Tag der Erinnerung jährlich zu wiederholen.

Die Resonanz soll uns Verpflichtung sein.       

Veranstalter waren die Domowina = (Heimat), Vattenfall, die LMBV, Ostwind,  Chöre aus Heinersbrück und ehemalige Einwohner aus Tranitz. 

 

Tranitz, ein wendisch – sorbisches Dorf. Gesprochen wurde wendisch und das Brauchtum gepflegt. Doch seit Mitte der zwanziger Jahre war die – Tracht -  auf dem Rückzug und die Sprache wurde nicht mehr gelehrt. Ja sogar verboten. Das führte dazu, dass das Bewusstsein der Wurzeln, des Ursprungs, immer mehr verschwand. Nach 1945 wurde dies durch den - Bund Lausitzer Sorben – Domowina, gegründet schon 1912, wieder belebt. Besonders in den Schwerpunktregionen Bautzen und dem Spreewald war dies zu spüren. Einen weiteren positiven Schub gab es dann mit der Wende 1990. Es setzte eine Rückbesinnung ein. An der erfreulicher Weise auch die Jugend ihren Anteil hat, teilnimmt und auch gefördert wird.